Krebs bleibt nach wie vor eine der größten gesundheitlichen Herausforderungen in Deutschland. Jährlich werden mehr als 500.000 Menschen neu diagnostiziert, wobei Brust- und Prostatakrebs zu den häufigsten Formen gehören. Trotz flächendeckender Screeningprogramme werden viele Tumoren immer noch spät entdeckt. Ein Grund liegt in der bisherigen Organisation der Vorsorge: Sie orientiert sich vor allem am Alter, während individuelle Risikofaktoren weitgehend unberücksichtigt bleiben. Dadurch fallen Hochrisikopatient:innen oft durch das Raster, während Ressourcen für weniger notwendige Untersuchungen gebunden werden.
In den letzten Jahren hat Estland gezeigt, wie Gesundheitssysteme durch Digitalisierung und datengetriebene Ansätze weiterentwickelt werden können. Elektronische Patientenakten, eine landesweite Dateninfrastruktur und der konsequente Einsatz neuer Technologien machen das Land zu einem internationalen Modell. In diesem Umfeld entstand auch das Health-Tech-Unternehmen Antegenes, das wissenschaftliche Erkenntnisse erfolgreich in die klinische Praxis überführt.
Weitere Einblicke, wie Estland innovationsgetriebene Kooperationen mit Deutschland im Bereich Gesundheit und Technologie unterstützt, finden Sie hier unter: tradewithestonia.com/de/health-germany
Mit der Einführung polygenetischer Risikotests in Deutschland baut Antegenes auf dieser Erfahrung auf. Diese Tests ermöglichen eine personalisierte Einschätzung des individuellen Krebsrisikos und eröffnen die Möglichkeit, Prävention und Früherkennung wirksamer und gezielter zu gestalten.
Warum Polygenic Risk Scores entscheidend sind
Polygenic Risk Scores (PRS) erfassen das Zusammenspiel tausender genetischer Varianten und ermöglichen eine präzise Einschätzung des persönlichen Krebsrisikos. Während klassische Gentests bislang nur seltene Mutationen wie BRCA1/2 nachweisen konnten, die nur wenige Menschen betreffen, erlauben PRS-Analysen eine Risikobewertung für große Teile der Bevölkerung. Für Brust- und Prostatakrebs gelten PRS inzwischen als stärkste bekannten genetischen Risikofaktoren.
Antegenes macht diese Methode nun auch in Deutschland verfügbar. CE-zertifizierte Tests für Brust-, Prostata- und Darmkrebs sowie Hautmelanom werden in Zusammenarbeit mit zwei Partnern angeboten: DoctorBox, ein Telemedizinanbieter, liefert das Testkit direkt zu den Anwender:innen nach Hause, die dann einen Wangenschleimhautabstrich durchführen und innerhalb weniger Wochen ein detailliertes Risikoprofil zusammen mit einem personalisierten Präventionsplan erhalten. Dieser Plan enthält Empfehlungen, wann Vorsorgeuntersuchungen beginnen sollten, wie häufig sie durchgeführt werden sollten und welche zusätzlichen Maßnahmen helfen könnten, das Risiko zu senken.
ZotzKlimas, ein medizinisches Labor, bietet die PRS-Tests über sein Ärztenetzwerk an, sodass Patient:innen diese Leistung direkt in Kliniken erhalten können.
In Estland wird der öffentliche Krankenversicherungsfonds ab 2026 PRS-basiertes Screening in das systematische Früherkennungsprogramm für Frauen ab 40 Jahren integrieren.
Fokus auf Brust- und Prostatakrebs
Der praktische Nutzen wird besonders bei Brustkrebs deutlich, der häufigsten Krebsart bei Frauen. Rund 20 % der Fälle treten vor dem regulären Screeningalter von 50 Jahren auf und werden oft erst in einem späten Stadium erkannt. Mit PRS können Hochrisikopatientinnen bereits ab dem 30. oder 40. Lebensjahr identifiziert und gezielt überwacht werden. Auch für Frauen über 50 liefert die Analyse eine genauere Grundlage, um Screeningintervalle individuell anzupassen.
„Heute werden noch zu viele Frauen und Männer mit hohem persönlichem Risiko von der Früherkennung ausgeschlossen, oft mit fatalen Folgen. Mit PRS-Tests können wir diese Lücke schließen und Krebs dort bekämpfen, wo er am besten behandelbar ist: im Frühstadium. Die Zukunft der Prävention ist personalisiert und sie beginnt jetzt.“
Dr. Peeter Padrik, Onkologe und Gründer von Antegenes
Bei Prostatakrebs, der in Deutschland jährlich mehr als 60.000 Männer betrifft, stößt die klassische Vorsorge an ihre Grenzen. PSA-Tests, der aktuelle Standard, können aggressive Tumore bei Männern mit normalen PSA-Werten, aber hohem genetischem Risiko übersehen. Studien wie BARCODE1 zeigen, dass gerade diese Patient:innen von PRS-Analysen profitieren.
Leana Kammertöns, Export Adviser in Germany, Enterprise Estonia, ergänzt „Polygenetische Risikoscores eröffnen neue Möglichkeiten in der Krebsprävention. Statt Einheitsprogrammen ermöglichen sie, individuelle Risikoprofile zu berücksichtigen und so früher und gezielter zu handeln. Estlands Health-Tech-Sektor zählt zu den innovativsten in Europa. In Kombination mit der starken Forschungslandschaft in Deutschland entsteht das Potenzial, neue Maßstäbe für patientenzentrierte Prävention zu setzen.“
Evidenz und Umsetzung
Die Validität des Brustkrebstests von Antegenes wurde umfassend belegt. Im europäischen BRIGHT-Projekt, das die risikobasierte Brustkrebsfrüherkennung bei mehreren tausend Frauen in ganz Europa evaluierte, zeigte sich, dass ein PRS-basiertes Modell bei Frauen unter 50 Jahren kosteneffizient 15 Todesfälle pro 10.000 untersuchten Frauen verhindern kann. Ein ähnlicher Nutzen wird auch für Deutschland erwartet.
Eine 48-jährige Patientin berichtet: „Nur weil ich durch den PRS-Test von meinem hohen Risiko wusste, ließ ich regelmäßige Mammographien machen. Mein Tumor wurde früh entdeckt, in einem heilbaren Stadium. Ohne diese Information wäre er vermutlich erst viel später erkannt worden.“ Solche Erfahrungsberichte verdeutlichen, wie entscheidend personalisierte Vorsorge für das Überleben sein kann.
Die Kosten für einen PRS-Test liegen in Deutschland derzeit bei 252 Euro für einzelne Krebsarten; geschlechtsspezifische Pakete, etwa Brust-, Darm- und Hautkrebs für Frauen, kosten 309 Euro. Eine Erstattung durch Krankenkassen besteht aktuell noch nicht, Gespräche laufen jedoch. Ärzte sehen in PRS-Analysen bereits heute einen wichtigen Baustein für die künftige Routinevorsorge.
Dr. Peeter Padrik, Onkologe und Gründer von Antegenes, erklärt: „Heute werden noch zu viele Frauen und Männer mit hohem persönlichem Risiko von der Früherkennung ausgeschlossen, oft mit fatalen Folgen. Mit PRS-Tests können wir diese Lücke schließen und Krebs dort bekämpfen, wo er am besten behandelbar ist: im Frühstadium. Die Zukunft der Prävention ist personalisiert und sie beginnt jetzt.“
Mit der Einführung der PRS-Tests eröffnet sich für Deutschland die Chance, Vorreiter in einer neuen Ära der Krebsprävention zu werden, weg vom Einheitsansatz hin zu einer gezielten, individuellen Vorsorgemedizin. Weniger Todesfälle, effizientere Ressourcennutzung und eine Gesundheitsversorgung, die sich am Individuum orientiert, sind das Ziel.
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