Der grüne Wandel führt zu einem wachsenden Bedarf an der Nachrüstung von Schiffen mit grünen Technologien. Der estnische Staat und die estnischen Unternehmen sind auf diesen Schritt vorbereitet und planen, in Estland ein Schiffsumrüstungszentrum – den Estonian Marine Greentech & Retrofit Hub – zu errichten, der sowohl lokale als auch internationale Schiffahrtsunternehmen bedienen wird. Darüber hinaus wird der Staat 25 Millionen Euro bereitstellen, um die Umrüstung von Schiffen zu unterstützen.
Um mit den gesetzlichen Regulierungen Schritt halten zu können, ist in den kommenden Jahren ein Ort erforderlich, an dem Schiffe Wasserstoff- und Elektrolösungen, CO₂-Abscheidungssysteme oder die neuesten Softwarelösungen installieren können. Genau das wird der Estonian Marine Greentech & Retrofit HUB bieten.
Der grüne Wandel sei eine riesige Chance, so Ragmar Saksing, Leiter des Estnischen Maritimen Clusters, denn der Markt brauche dringend neue Lösungen. „Wir haben Unternehmen mit langjähriger globaler Erfahrung, die sowohl Schiffe bauen als auch nachrüsten können. Wir haben erfolgreiche Produktentwicklungspartner in Forschungseinrichtungen, Softwarefirmen mit einzigartigem Fachwissen im maritimen Bereich und Häfen, die sich bereits grünen Schifffahrtskorridoren angeschlossen haben und bei der Einführung grüner Kraftstoffe in der Region eine Vorreiterrolle spielen“, sagte er.
„Das bedeutet, dass Estland einer der wenigen Orte in Europa ist, an dem der Staat einen Teil der Nachrüstungskosten übernimmt“
Ragmar Saksing, Leiter des Estnischen Maritimen Clusters
Die estnischen Unternehmen LTH Baas, Insta Globe Engineering und SRC sowie MindChip, Cybernetica und Avatech, Shore Link und Baltic Workboats bieten ihm zufolge grüne Lösungen auf Weltklasseniveau. So werden in Estland beispielsweise Landstromsysteme entwickelt und eingesetzt, die es Schiffen ermöglichen, im Hafen den Motor abzustellen und auf Stromversorgung vom Land umzuschalten. Auch Elektro- und Wasserstoffantriebe für kleinere Arbeitsschiffe werden entwickelt – ein Thema, das weltweit an Bedeutung gewinnt.
„Ein weiterer spannender Bereich sind CO₂-Abscheidungsanlagen, die direkt an Bord installiert werden können. Noch bevor sie überhaupt in die Atmosphäre gelangen, werden Emissionen damit aufgefangen. Und natürlich ist Estland auch bei digitalen Lösungen stark, etwa mit intelligenter Energiemanagement-Software, die Schiffen hilft, ihren Treibstoff- und Energieverbrauch in Echtzeit zu optimieren“, erklärt Saksing und nennt Beispiele für die Innovationskraft estnischer Unternehmen.
Wird die Infrastruktur für Ökostrom und alternative Kraftstoffe in den Häfen ausgebaut, bedeutet das nicht nur Arbeitsplätze und Investitionen, sondern macht estnische Häfen auch attraktiver für internationale Schiffe.
Estlands Vorteil: Schnelligkeit, Kompaktheit und moderne digitale Lösungen
Die Vorteile eines Schiffsumrüstungszentrums in Estland liegen vor allem in der Schnelligkeit und Flexibilität, wie Saksing überzeugt feststellt. Während bei großen Werften in Deutschland oder den Niederlanden Wartezeiten von mehreren Monaten möglich sind, läuft der Prozess in Estland deutlich schneller. Dies ist auch der Einfachheit der Systeme zu verdanken, die schnelle Entscheidungen ermöglichen.
In Estland ist das gesamte erforderliche Know-how kompakt gebündelt. „In Estland kann alles an einem Ort erledigt werden: Projektplanung, Auswahl grüner Technologien, Installation und Tests. Sogar Forscher und Studenten sind involviert. Das macht den Prozess für ausländische Kunden einfacher und schneller“, erklärt Saksing.

Ende März präsentierte Ragmar Saksing, Leiter des Estnischen Maritimen Clusters, auf der Singapore Maritime Week das Konzept und die Möglichkeiten des estnischen Retrofit Hub. Foto: Kärt Laas
Neben der traditionellen Schiffsumrüstung sieht Saksing einen weiteren Vorteil in der starken Entwicklung bestehender und neuer digitaler Technologien. Zu den Innovationen zählen emissionsarme Technologien, Wasserstofftechnologien, Akkus sowie digitale Steuerungen und Autonomie. „Estland kann den Übergang zu grünen Technologien schneller und intelligenter leisten. Wir sind nicht die Größten, aber wir sind intelligent und bereit, schnell und mit hoher Qualität zu handeln. Das Marine Greentech & Retrofit Hub ist der ideale Ort, um neueste Technologien zu testen und zu nutzen, und nicht nur, um das Alte zu reparieren“, betont er.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass die estnische Regierung die Umstellung auf grüne Technologien mit 25 Millionen Euro unterstützt. „Das bedeutet, dass Estland einer der wenigen Orte in Europa ist, an dem der Staat einen Teil der Nachrüstungskosten übernimmt“, so Saksing.
Der Staat unterstützt Schiffsumbauprojekte mit 25 Millionen Euro
Der estnische Staat wird 25 Millionen Euro zur Unterstützung eines Schiffsumrüstungszentrums bereitstellen und damit einen Teil der in Estland getätigten Investitionen finanzielle rückerstatten. Das bedeutet, dass ein internationales Schifffahrtsunternehmen, das einen Umrüstungsdienst in Estland in Anspruch nimmt, einen Teil der für das Projekt ausgegebenen Gelder als Zuschuss vom estnischen Staat zurückerhält.
Die 25 Millionen Euro, die der estnische Staat bereitstellt, sind jedoch nicht die gesamte Investition, sondern ein Zuschuss von 10 bis 30 % der Gesamtkosten des Projekts. Das bedeutet, dass die Schiffseigner den Restbetrag selbst beisteuern müssen, abhängig von der Höhe des Zuschusses. „Diese 25 Millionen Euro könnten zwischen 80 und 250 Millionen Euro an Investitionen im estnischen maritimen Sektor anregen. Dabei geht es nicht nur um die Umrüstung von Schiffen für den grünen Wandel, sondern auch um Investitionen in Infrastruktur, Arbeitsplätze, Dienstleistungen und digitale Lösungen“, erklärt Saksing.
„In Estland kann alles an einem Ort erledigt werden: Projektplanung, Auswahl grüner Technologien, Installation und Tests. Sogar Forscher und Studenten sind involviert. Das macht den Prozess für ausländische Kunden einfacher und schneller.“
Ragmar Saksing, Leiter des Estnischen Maritimen Clusters
Diese Unterstützungsmaßnahme festigt Estlands Position als führendes Land im Bereich grüner maritimer Technologien und Schiffsumrüstung und zieht ausländische Schiffe in estnische Häfen. „Dadurch werden wir in der Wertschöpfungskette der Schiffsumrüstung in jedem Segment weiter nach oben rücken und mehr Verträge als Hauptauftragnehmer erhalten. Diese ermöglichen es uns, eine führende Rolle bei der Auswahl von Design, Technologie und industrieller Produktion zu übernehmen und sie mit Unternehmen in ganz Estland auszuführen – von Möbelherstellern in Pärnu bis hin zu Elektronikunternehmen in Elva und von der Elektrotechnik in Kose bis hin zur Schifffahrtsindustrie auf Saaremaa“, so Saksing.
Dank der landesweiten gemeinsamen Ausschreibung wird nicht nur der Export von Dienstleistungen und die industrielle Produktion zunehmen, sondern auch die Zahl der Arbeitsplätze. „Außerdem werden Forschung, Innovation und die Zusammenarbeit mit den Universitäten wachsen. All dies wird auch die Zahl der Deep-Tech- und Start-up-Unternehmen in diesem Sektor steigern“, erklärt er.
Nach Ansicht des Leiters des Estnischen Maritimen Clusters ist die Unterstützung von 25 Millionen Euro ein sehr starkes Signal. „Estland nimmt den Übergang zu grünen Technologien ernst, und das wird von der internationalen Schifffahrtswelt nicht unbemerkt bleiben“, so Saksing. Ende März präsentierte er die Idee und die Möglichkeiten des Estonian Retrofit Hub auf der Messe und Konferenz Maritime Week in Singapur, an der der acht weitere estnische Schifffahrtsunternehmen unter der Schirmherrschaft von EIS teilnahmen: SRC Group, Cybernetica, LTH Baas, Insta Globe Engineering, MindChip, Avatec Marine, Varcus Solutions und Consolate del Mare.
Das Interesse, nach Estland zu kommen, um Schiffe umrüsten zu lassen, sei laut Saksing bereits vorhanden. „Alle Augen waren auf uns gerichtet, jetzt sind wir an der Reihe, zu beweisen, dass wir wirklich liefern können.“ Estnische Schifffahrtsunternehmen haben bereits Niederlassungen in Ländern wie Italien, Frankreich, Norwegen, Deutschland und den Niederlanden. Diese Länder suchen nach zuverlässigen Orten, um neue Technologien auf Schiffen installieren zu lassen. „Wenn Estland gute Qualität, einen klaren Zeitplan und einen wettbewerbsfähigen Preis bieten kann – was mit dieser Unterstützung sehr realistisch ist – dann ist es nur logisch, dass wir attraktiv werden“, so Saksing.
Sobald das erste erfolgreiche Projekt in Estland im Jahr 2025 abgeschlossen ist, wird, so ist Saksing überzeugt, der Schneeball ins Rollen kommen.
HINTERGRUND
Dienstleistungen des Estonian Marine Greentech & Retrofit Hub:
- Beratung und Projektmanagement: Unterstützung bei der Auswahl der richtigen grünen Technologie sowie der Erstellung eines umfassenden Plans, einschließlich der Hilfe bei der Beantragung von Fördermitteln.
- Schiffsumrüstung: Hauptauftragnehmer, Subunternehmer, In-House, Outsourcing, Design, Lieferkettenmanagement, Integrationsarbeiten, Spezialarbeiten, Landdienste, Dock- und Hafendienste usw.
- Installationsarbeiten für Energie- und Elektrosysteme: Bereitstellung von Lösungen wie Landstrom, Akkusystemen, Motoren, Antrieben, Anschlüssen usw.
- Auswahl von Technologie und digitalen Lösungen: digitale Lösungen zur Einsparung von CO₂-Emissionen und/oder Energie.
- Prüfung und Zertifizierung: Sicherstellung, dass alle Arbeiten und Lösungen den internationalen Standards und Anforderungen entsprechen.
Quelle: Estnisches Maritimes Cluster
GUT ZU WISSEN
Estnisches Flaggenstaatsprogramm unterstützt Retrofit HUB
- Estland fördert die internationalen Tätigkeiten und die Entwicklung von Schifffahrtsunternehmen durch ein spezielles Gesetzespaket. Dieses ermöglicht Reedern, Besatzungen und Dienstleistern des technischen Managements, von günstigeren Steuerbedingungen im Rahmen der Tonnage-Regelung und der Sonderregelung für die Besteuerung von Besatzungsmitgliedern zu profitieren.
- Das estnische Flaggenstaatsprogramm (EstFlag) ist ein umfassenderes Maßnahmenpaket zur Stärkung des Vertrauens und des Geschäftsumfelds. Es bietet Schiffseignern Sicherheit und Unterstützung bei Umrüstungsprojekten.
- Die Registrierung eines Schiffes unter der estnischen Flagge bedeutet unter anderem eine schnellere und transparentere Kommunikation mit den Behörden, zügigere Projektgenehmigungen und mehr Flexibilität im gesamten Prozess. Zudem bietet EstFlag Unterstützung und Anreize, insbesondere für die Einführung grüner Technologien, insbesondere, wenn es um innovative Lösungen geht.
- Schiffe, die unter estnischer Flagge fahren, haben direkten Zugang zu Dienstleistungen und Unterstützungsangeboten, die in Estland entwickelt wurden, einschließlich der Angebote des Retrofit Hub.
Quelle: Estnisches Maritimes Cluster, Estnisches Verkehrsministerium
Gefördert durch die Europäische Union – NextGenerationEU.
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